Humanität, Toleranz, Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit sind für uns gleichberechtigt nebeneinander stehenden Werte, sie dienen uns als moralische, emotionale und auch intellektuelle Basis in jeder Lebenssituation.
Diese Werte werden bei unseren Treffen zur rituellen Arbeit - bei denen wir unsere maurerische Bekleidung tragen - durch Symbole und Handlungen greifbar gemacht um sie letztendlich wiederholt zu verinnerlichen.
Die Freimaurer bauen, so heißt es in der Ritualistik, den Tempel der Humanität.
Dahinter verbirgt sich weder ein theoretisches Lehrgebäude noch eine festgelegte Morallehre, der sich der Freimaurer anpassen sollte.
Humanität erlebt der Freimaurer in der Loge und im profanen Leben, und zwar dadurch, daß er sich in einem Prozeß der Selbsterkenntnis als Mensch zu begreifen lernt und von diesem an sich selbst gewonnenen Menschenbild auf die gesamte Menschheit schließt.
Durch dieses neue Bewußtsein wird er in den Stand versetzt, das Menschliche in sich und außerhalb seiner selbst befördern zu können.
Humanität, Menschlichkeit, Mitgefühl und Mitleid sind für den Freimaurer keine leeren Worte, die er nur formelhaft nachspricht, sondern konkrete, den Menschen veredelnde Praxis.
Diese Vorstellung von der Veredelung des Menschen stellt den Freimaurer in eine unmittelbare Beziehung zu seiner Arbeit.
Humanität ist für ihn ein konkretes Programm, das sich als Resultat der Arbeit von Menschen an Menschen und vom Menschen an der Natur darstellt.
Die Erfüllung dieses Programms ist für den Freimaurer eine ständige, niemals abzuschließende Aufgabe.
Der Begriff der Toleranz erfuhr im für die Freimaurerei bestimmenden Zeitalter der Aufklärung eine Ausweitung in seinem Bedeutungsbereich. Bezog sich die Toleranzidee zunächst auf das Religiöse, wird sie nun verstanden als allgemeine Duldung anders Denkender und Handelnder.
Der freimaurerischen Idee der Toleranz liegt die Einsicht zugrunde, das alle Wahrheiten nur bedingt gelten.
Freimaurerische Toleranz ist die aktive Bereitschaft die Überzeugung des Gegenüber – dies kann ein Partner oder auch ein Gegner sein – zu respektieren und gleichberechtigt gelten zu lassen.
Allerdings kann dies nur soweit gelten wie Einzelne oder Gruppen die sittlich-ethischen Grundlagen der menschlichen Gemeinschaft nicht verlassen und durch ihre Äußerungen oder Taten die Freiheit und die verbürgten Rechte ihrer Mitmenschen nicht verletzen.
Diese Toleranzidee zu verinnerlichen und zu einem Bestandteil seiner Selbst zu machen ist eine immerwährende Aufgabe für einen Freimaurer.
Ist er dabei erfolgreich, dann gelingt es ihm im Anderssein anderer Menschen eine Naturnotwendigkeit zu erkennen und dieses letztlich als Ursprung für die Vielfalt und den Reichtum des Lebens insgesamt zu betrachten
Der Begriff der Freiheit hat für den Freimaurer einen personalen und inhaltlichen Bezug, die in einem engen Zusammenhang stehen.
Was den personalen Bezug betrifft, so ist das Ziel der Freimaurerei der freie, selbstverantwortliche Mensch, der sein Leben in diesem Sinne jederzeit zu gestalten vermag, was einen Willensakt und eine Willensfreiheit voraussetzt.
Was den inhaltlichen Bezug betrifft, so unterscheidet der Freimaurer zwischen einer "Freiheit von etwas" und einer "Freiheit für etwas".
Die Definition der "Freiheit von etwas" hat festzumachen an der äußeren und inneren Unfreiheit.
Seit ihrem Beginn ist die Freimaurerei gegen äußere Einschränkungen der Freiheit, sei es staatlicher Zwang oder soziale Verwerfung, erfolgreich angetreten. Dagegen ist der Kampf gegen die innere Unfreiheit des Menschen in Form von Verdrängungen, Suchten, Zwängen und Ängsten eine permanente Herausforderung.
Die Freiheit von etwas ist oftmals nur eine Voraussetzung der Freiheit für etwas.
Freiheit ist für den Freimaurer kein Selbstzweck. Sie hat einen Sinn, der darin liegt, jederzeit und überall für das mit voller Kraft eintreten zu können, was er sich in Eigenverantwortung als ethische Aufgabe im Dienst am Mitmenschen gesetzt hat.
Neben der Menschenliebe und der Toleranz ist die Brüderlichkeit eine der wesentlichen ethischen Tugenden die die Lebensführung eines Freimaurers bestimmen.
Sie ist eine Grundvoraussetzung für sein – im masonischen Sinne - Wirken und Arbeiten in der Welt und in seiner Loge. Das Leben einer Loge wird entscheidend von der Umsetzung dieser Tugend in lebensnahe Handlungs- und Verhaltensanweisungen bestimmt, diese werden vom Einzelnen in einem Prozess der wiederkehrenden Selbstreflexion selbst festgelegt.
Brüderlichkeit in der Praxis bedeutet das Schaffen einer Kultur für das Miteinander innerhalb der Bruderschaft die geprägt ist von Sicherheit, Vertrauen, Fürsorge, Akzeptanz, Anerkennung und Hilfsbereitschaft. Voraussetzung ist die Bereitschaft des Einzelnen zur Verständigung mit dem Bruder bzw. mit seinen Brüdern und der Wille – in allen Lebenslagen – aufeinander zuzugehen.
Gelebte Brüderlichkeit zeigt sich darin inwieweit es gelingt dem Bruder bzw. den Brüdern mit Offenheit im Geiste, wie auch im Herzen unabhängig von Alter, Beruf oder Amt, Religion, Nationalität, Logenzugehörigkeit oder Maurerjahren entgegenzutreten und den Bruder als Mensch, als Persönlichkeit vorurteilsfrei anzuerkennen.
Dies gilt umso mehr für Begegnungen außerhalb der Loge.
Das Gemeinsame zu erkennen und nicht das Trennende zu suchen ist die Aufgabe, in der Vielfalt der Meinungen, Religionen und Lebensweisen einen Reichtum und Potential für Neues zu erkennen ist eine Voraussetzung dafür.
Diese Fähigkeit zu erlernen und zu einem wesentlichen Bestandteil der eigenen Persönlichkeit zu machen ist fortdauernder Gegenstand freimaurerischer Arbeit.
Wem das gelingt wird in seinem Mitmenschen nicht den Fremden oder Gegner sehen, sondern seinen Bruder.