Die Johannisloge "Urania zur Unsterblichkeit" ist über 200 Jahre alt und somit ein Kind der Aufklärungszeit. Sie ist im Jahr 1798 aus der Aufteilung der Loge "Royal York de L'Amitié", vor 1760 "Loge de L'Amitié aux trois Colombes" genannt, hervorgegangen.

Eduard August von York

Unsere Mutterloge ist wahrscheinlich im Jahr 1752 von französischen Gelehrten, Künstlern und Beamten, die Friedrich der Große ins Land gerufen hatte, gegründet worden. Durch die Aufnahme des englischen Herzogs Eduard August von York, Bruder König Georgs III. von Großbritannien, im Jahr 1765, der als einigermaßen liberaler Fürst den Gedanken der Aufklärung nahe stand, erhielt die Loge besondere gesellschaftliche Geltung und Impulse, die ihre schnelle Vergrößerung und ein besonders aktives Logenleben zur Folge hatten. Sie änderte nach der Aufnahme des Herzoges ihren Namen in "Loge Royal York de L'Amitié" (Royal York zur Freundschaft). In der Loge wurde meist Französisch gesprochen.

Arbeit der Logen bis zum 3. Reich

Im Jahr 1779 erwarb die Loge in Berlin das als "Schlüterschlösschen" bekannte und von Andreas Schlüter erbaute Haus in der Dorotheenstraße 21.

Dieses Haus, kunstvoll gestaltet, reich verziert und ausgestattet, wurde ihr Domizil und auch über den Kreis der Logenmitglieder hinaus ein Schwerpunkt des geistigen, künstlerischen und gesellschaftlichen Lebens der Stadt, ein bedeutendes freimaurerisches Zentrum. Das Haus ist im zweiten Weltkrieg zerstört worden; einige schöne Simsfiguren sind noch heute im Bodemuseum zu finden.

Im Jahre 1798 wurde die Loge "Royal York de L'Amitié", die damals mehr als 800 Mitglieder zählte, in vier Tochterlogen geteilt. Die Teile nannten sich "Urania zur Unsterblichkeit", "Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit", "Pythagoras zum flammenden Stern" und "Zur siegenden Wahrheit".

Die Loge "Royal York de L'Amitié" blieb gleichwohl nunmehr unter dem deutschen Namen "Große Loge Royal York zur Freundschaft" bestehen und gab sich durch ihre neuen Mitglieder, die vorgenannten Tochterlogen, eine neue Satzung und betätigt sich seitdem als Aufsicht führende und die Arbeiten der Töchter fördernde Großloge. Anfang des 19. Jahrhunderts änderte die "Große Loge" nochmals ihren Namen in "Große Loge von Preußen, genannt zur Freundschaft".

Durch Kabinettsorder des preußischen Königs vom 4. Januar 1798 erhielten sowohl die "Große Loge Royal York" als auch ihre vier, aus der Spaltung hervorgegangenen Tochterlogen, die Rechtsfähigkeit staatlich verliehen. Dies war für weitere Betätigungen erforderlich, da ein Vereinsrecht damals nicht existierte und die Fähigkeit einer Personenvielzahl, Rechte haben zu können, von der staatlichen Verleihung und Protektion abhing.

Verfolgung im 3. Reich

Nach über 130 Jahren kontinuierlichen und erfolgreichen Wirkens mußte die Loge "Urania zur Unsterblichkeit" unter dem Druck der Hitler-Diktatur, wie alle anderen Freimaurerlogen und Großlogen auch, ihre Tätigkeiten einstellen. Sie wurde aufgrund gesetzlicher Anordnung (sog. Göring-Erlaß vom 4. Januar 1934) und begleitender Schikanen durch den nationalsozialistischen Staat zwangsliquidiert. Die letzte gemeinsame Feier der Logenbrüder fand am 16. Juli 1935 statt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die "Urania" noch 218 Mitglieder, die "Große Loge Royal York" noch 122 Mitgliedslogen im gesamten Reichsgebiet.

Trotz Verbots, verschiedenster Schikanen und Verfolgungsmaßnahmen, hielten die Mitglieder der "Urania" der freimaurerischen Idee die Treue. In der Zeit der "Dunkelheit" von 1935 bis 1945 pflegten die Mitglieder regen Kontakt und trafen sich regelmäßig privat zu "Stammtischen", Ausflügen, Familienbesuchen - Anlässen, die der staatlichen Bespitzelung unverdächtig erscheinen sollten.

Nachkriegszeit

Schon bald nach Kriegsende wurden von den verbliebenen, früheren Brüdern Versuche unternommen, die Logen wieder offiziell und mit rechtlicher Anerkennung als vereinsähnliche Körperschaften zu etablieren.

Erste Versuche wurden von den alliierten Kontrollbehörden abschlägig beschieden. Diese standen Personenzusammen-schlüssen zunächst generell ablehnend gegenüber, weil sie befürchteten, daß sich hierin mögliche Keimzellen national-sozialistischer oder revanchistischer Gedanken verstecken könnten. Erschwert wurde die Reorganisation zudem durch Versammlung-sverbote und die Aufteilung Berlins in vier Sektoren mit jeweils anderen Militär-Hoheitsträgern. Erst im Januar 1946 wurde es möglich, eine erste größere Versammlung der verbliebenen Brüder durchzuführen, die nach vielen Anträgen und Vorsprachen für mehrere Stadtbezirke erst verboten und dann schließlich an einem vereinbarten Ort doch genehmigt wurde.


Am 18. Mai 1946 erhielt die "Große Loge Royal York zur Freundschaft" als erste Loge eine Genehmigung der amerikanischen Militärregierung zu freimaurerischer Betätigung im Westsektor Berlins. Am 27. März 1946 fand daraufhin im Ratskeller des Rathauses Schöneberg die erste Nachkriegs-Logenversammlung statt, in der die Wiederbelebung der "Großen Loge Royal York zur Freundschaft" und ihrer vier ursprünglichen Tochterlogen, darunter die "Urania zur Unsterblichkeit", formal beschlossen und im Detail geregelt wurde. 31 "alte" Brüder der Urania konnten damit die Logentradition fortsetzen und ihre Ideale auf weitere Generationen übertragen.

Im Osten Berlins und Deutschlands blieb die Freimaurerei bis zur deutschen Wieder-vereinigung im Jahr 1990 verboten. Die alliierte Genehmigung der Logen enthielt zudem die Einschränkung, daß eine Betätigung in Westdeutschland, wo sich gleichfalls die von den Nazis aufgelösten Logen wiederbelebten, verboten war. Aus diesem Grund konnte sich die "Große Loge Royal York" dort nicht helfend um ihre ehemaligen Mitgliedslogen bemühen und ihre frühere Funktion als Großloge ausüben.

Ihre erste Heimstatt fanden die Royal York-Logen in Ermangelung eines intakten Logenhauses zunächst im Ratskeller des Rathauses Schöneberg und im Lokal "Zum Igel" in Schöneberg-Friedenau. Später leistete die "Große Nationale Mutterloge zu den drei Weltkugeln" brüderliche Hilfe. Sie hatte sich nach ihrer Wiederbelebung ein ehemaliges Tanzlokal in Steglitz gepachtet und renoviert und gestattete dessen Mitbenutzung durch die Royal York-Logen. Ebenso hilfreich zeigten sich die Logenbrüder der "Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland", die Räume ihres teilweise zerstörten Logenhauses in der Eisenacher Straße in Schöneberg zur Verfügung stellte.


 

 

 

Im Frühjahr 1953 bezogen die Royal York-Logen zusammen mit neun anderen Berliner Freimaurerlogen ihr heutiges Quartier, das Logenhaus in der Emser Straße 12-13 in Berlin-Wilmersdorf, das der früheren Hamburger "Großen Freimaurerloge zu den alten Pflichten" gehört hatte. Auch dieses Haus war durch Kriegseinwirkungen noch stark beschädigt.

Nach mißglückten Versuchen, alle Berliner Logen und Großlogen zusammenzuschließen, gelang es am 23. Januar 1950, die "Große Loge Royal York" mit der "Großloge zu den alten Pflichten" zu der "Vereinigten Großloge in Berlin" zusammenzuführen. Selbständigkeit und Ritualfreiheit blieben jedoch unangetastet, so daß die "Urania" ihre besondere Tradition bewahren konnte.

Die westdeutschen Logen, die vor 1935 der "Großen Loge Royal York" angehört und sich nach dem Krieg wieder etabliert hatten, schlossen sich mit anderen Logen und deren Großlogen bereits 1949 zur "Vereinigten Großloge von Deutschland" zusammen. Diesem Bund, aus dem später die "Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (A.F.u.A.M.v.D.)" hervorgegangen ist, schlossen sich am 18. September 1954 auch die Logen der "Vereinigten Großlogen in Berlin" an, und zwar auf der Grundlage des Coburger Abkommens vom 21. August 1954.

Damit wurde die Loge "Urania zur Unsterblichkeit", wie auch ihre drei Schwesterlogen, nicht nur Tochterloge der "Großen Loge Royal York", sondern auch Mitglied der "Großloge A.F.u.A.M.v.D.", gleichfalls unter Wahrung ihrer Selbständigkeit und Ritualfreiheit.

 

Die Zusammenarbeit mit den Logen im Haus Emser Straße, der A.F.u.A.M.-Distriktsloge und den anderen Berliner Logen, war in den folgenden Jahrzehnten eine Bereicherung. Der Aufschwung wurde jedoch erschwert durch das Fehlen des Nachwuchses der Jahre 1935-1945, der vielen Kriegsopfer und die Insellage Berlins, die häufig zum Fortzug wichtiger und aktiver Logenbrüder führte.

Auch hatte die "Urania" allein durch Tod 55 Brüder verloren und die Überalterung aufgrund des Fehlens einer Generation ließ zwischen 1950 und 1970 ständig neue Verluste eintreten. 23 Mitglieder, zumeist jüngere, verlor die "Urania" durch berufsbedingten Fortzug nach Westdeutschland und in alle Welt. Die Loge ist klein geworden, doch in ihrer Struktur gefestigt. Die Aufnahme engagierter neuer Mitglieder in den letzten Jahren hat die Loge gestärkt.